Velotourenwoche 2025
Text: Georges Gisclon
Bilder: Werner Büsser
14. bis 22. Juni 2025
Velotourenwoche im Salzkammergut
Die Ausschreibung in den SAC Club Nachrichten Säntis „Velotourenwoche 2025 im Salzkammergut“ unter der Leitung von Werner Büsser hatte ich schon lang im Auge, war doch die letztjährige Tour an der Ostsee bereits ein eindrückliches Erlebnis gewesen. Zudem war Esther im vergangenen Jahr aus gesundheitlichen Gründen verhindert und freute sich darauf endlich einmal teilnehmen zu können. Und im Binntal in Imfeld hatte mir der befreundete Gastwirt Bärgkristall begeistert von seinem Heimatland erzählt mit der einzigen Drohung, wenn es denn einmal regnen sollte, würde dies tagelang und massiv anhalten. Wie würde das Wetter also dieses Jahr sein?
Samstag: Anreise im Schnellzug via München nach Salzburg – um 08.30 Uhr treffen wir im Bhf SG bereits Werner und Barbara Büsser, Erika Hörler, Eugen Sutter, Ernst Roth und bereits im Zug – von ZH herkommend – Reto und Vreni Sturzenegger! Alle motiviert und leutselig sich auf die kommenden Tage freuend, denn das Wetter verspricht fast nur Gutes! Das Gerücht, Schnellzüge nach München seien fast immer verspätet, bestätigt sich. Wie erwartet verpassen wir den Anschlusszug nach Salzburg. Für den Ersatzzug bleiben uns 5 Minuten Zeit um vom entgegengesetzten Bahnsteig hinüber zu wechseln! Kaum eingestiegen fährt der Zug und wir erreichen Salzburg mit einem Verzug von knapp einer Stunde! Auf in harry’s XL Hotel – welch ein undeutscher Name! Im Hotel stossen noch die Weltenbummler Martin und Monika Bärlocher zu uns, welche unbedingt ihre eigenen Räder dabei haben wollten und deshalb kurz entschlossen von Herisau nach Salzburg geradelt sind! Chapeau! Nach dem Zimmerbezug begeben wir uns in die belebte Altstadt, geniessen das traumhafte Wetter, die gute Atmosphäre, die makellos erhaltenen Bauten, die kreativen Wirtshaus- und Gewerbeschilder. Prägnant natürlich Mozarts Geburtshaus ganz in ockergelb. Auffällig die Buchhandlung Höllrigl seit 1594!
Wohin führt uns Werner? Natürlich zum Apéro und Nachtessen in das legendäre Restaurant
(seit 1542) STERNBRÄU SALZBURG! Bei Bier, Tafelspitz mit viel Kren – bewirtet von einer motivierten „Griechenbande“ (Sokrates, Platon und Aristoteles) – werden wir verwöhnt und geniessen es!
Sonntag: Nach dem reichhaltigen Frühstück sind alle wohlgenährt, hoch motiviert und können es kaum erwarten das Hotel zu verlassen und die Räder zu fassen. Mit öV gelangen wir zur Ausgabestelle der Velos bzw. e-Bikes – kurze Instruktion und los geht’s. Das Wetter hält, was die Prognose verspricht und schon bald erreichen wir auf schönen Radwegen die Vororte von Salzburg – viele Radfahrer sind unterwegs – viele Familien – einige eher fahrlässig schnelle Radrennfahrer – Vorsicht ist angebracht! Um ca 11 Uhr erreichen wir bereits Eugendorf – festliche Sonntagsstimmung mit Musik und Frühschoppen! Wir halten und kühlen uns beim Dorfbrunnen ab! Weiter nach Thalgau wo wir im wunderschönen Landgasthof Santner erst um 13 Uhr zum Frühschoppen einkehren! Weiterfahrt nach St. Lorenz wo wir um 14 Uhr den Mondsee erreichen: Picknick!
Vom Mondsee geht’s hinauf auf die Scharflinghöhe (offiziell 118 Höhenmeter und max 7,2% Steigung) der Autostrasse entlang! Werner schlägt eine Abkürzung vor: Naturweg ohne Verkehr und dafür steiler – alle sind begeistert – mindestens bis es so knackig aufwärts geht (so ca. 16%)!
Der Schreibende nimmt in Anbetracht der Steigung motiviert Anlauf – man ist ja fit! Als ich von Martin überholt werde, muss ich absteigen. Martin und Monika haben 7 Wochen Apulien/Kalabrien Training in den Beinen – also keine Chance! Nach dem Kulminationspunkt in rasanter Fahrt runter zum Krottensee wo sich alle genüsslich im erfrischenden Nass erholen. Unklar bleibt indessen, wie legal das war (Tafel: Nutzung untersagt!?) – egal.
Über St. Gilgen erreichen wir den Wolfgangsee, kurz darauf den Ort Abersee und das Hotel Carossa, wo wir uns den verdienten Umtrunk genehmigen. Ein Gewitter kommt auf! Gerade noch rechtzeitig verschieben wir uns zu Fuss ins nahe gelegene Hotel-Restaurant Aberseehof. Auf der Terrasse wird uns ein gut geschützter Tisch zugewiesen. Und urplötzlich kippt das Wetter in ein stürmiges Gewitter mit heftigen Winden. Während fast alle anderen Gäste das Weite suchen müssen, können wir sitzen bleiben – gut versorgt vom Personal mit wärmenden Kissen und Decken. Das Essen lässt keine Wünsche offen: eine köstliche Lachsforelle mit schönem Gemüsemix und einem erfrischenden Grünen Veltliner 2023 vom Weingut BRÜNDLMAYER aus dem Langelois. Das Dessert gut aber entschieden zu gross. Auf dem Heimweg ins Hotel ist das Gewitter schon fast vorbei: Glück gehabt!
Montag: Wir starten den Tag mit einer Fährfahrt von Abersee nach St. Wolfgang – heute ist es kühler und noch bedeckt – Nachwehen des nächtlichen Gewitters. In St. Wolfgang fallen die sehr grossen Gasthäuser auf – üppig bemalt und geschmückt (Schwarzes Rössl, Weisses Rössl, etc.)! Bekannt ist die gotische Kirche wegen des historischen reich verzierten Altars – viel Gold und sehr prunkvoll!
Weiter geht’s nochmals per Schiff nach Strobl. Auf dem Schiff stellt sich heraus, dass der Schiffs-beamte die Schweiz sehr gut kennt, hat er doch viele Jahre in Urnäsch gearbeitet, zuerst in der Druckerei Schoop und später im Altersheim – er freut sich riesig über unser Erscheinen – Erika kennt ihn von früher persönlich!
Nun wieder per Rad weiter bis zum bekannten Kurort Bad Ischl. Zwischenhalt (ein MUSS!) in der edlen Konditorei Zauner. Dann in zügigem Tempo nach Ebensee wo wir den Traunsee erreichen.
Dem See entlang über Traunkirchen und Altmünster erreichen wir unser heutiges Ziel Gmunden.
Die Zeit reicht gerade noch um das eindrückliche „Land- und Seeschloss Ort“ zu besuchen!
Anschliessend zum „Keramikhotel Goldener Brunnen“ – einchecken per Code! Wer hat den Code, wo und in welchen Unterlagen? Ratlosigkeit vor dem Eingabekasten! Wie kommen wir ins Hotel? Ist niemand da? Werner telefoniert und erklärt – etwas ungeduldig – der Hotelsekretärin das Problem!
Die Hotelsekretärin: ganz einfach – die Türe aufstossen und einfach reinkommen – wir sind da!
Fazit: warum kompliziert, wenn es auch einfach geht?
Rathausplatz um 18 Uhr: Gmunder-Keramik-Glockenspiel am Rathausgebäude (seit 1574) und
dann Nachtessen im Restaurant Schwan – wiederum ein leckeres Fischgericht (gegrilltes Zanderfilet) begleitet von einem Riesling Kamptal Terassen 2023 BRÜNDLMEYER – perfekt!
Dienstag: Wie immer Start um 9 Uhr – auf zum Rathausplatz! Heute ist Markttag – ein buntes Angebot an Gemüse, Früchten, Fleisch, Käse etc. – die Gelegenheit für einen Picknick-Einkauf!
Die Aprikosen wie auch die Kirschen sind punktgenau reif: köstlich!
Nun geht’s zum Attersee über Pinsdorf, Wiesen, Aurach – die Strecke abwechslungsreich und immer wieder hügelig – Esther fährt offensichtlich auf ihrem e-Bike nur mit drei Gängen und Werner wundert sich warum? Nach Schörfling gelangen wir zum Attersee und folgen dem Ostufer. Wir gelangen zu einer sehr gepflegten und kostenfreien Badeanlage: Picknick am schönen Stand!
Der Attersee ist sehr tief, die Sicht im Wasser aber sehr schlecht – wir treffen zwei Taucher an, welche trainieren. Offenbar ist der See nicht ganz ungefährlich wie ich später erfahre.
Wir kommen früh in Weyregg an, etwas weiter in Alexenau bereits um 16 Uhr im Hotel-Gasthof Bramosen. Zeit um das e-Bike von Esther anzuschauen. Des Rätsels Lösung – die Schaltung ist blockiert und geht nicht weiter als zum dritten Gang. Unser Allrounder Reto unter Mithilfe von Eugen und Martin, bringen die Schaltung mit Hilfe eines Kabelbinders wieder provisorisch in Ordnung! Danke euch allen! Heute Nachtessen um 18 Uhr – einmal mehr Fisch (Saibling), wie es sich an einem See gehört!
Mittwoch: Einmal mehr strahlendes Wetter – von Alexenau fahren wir zurück nach Weyregg direkt zur Anlegestelle um per Schiff direkt zur Ortschaft Attersee zu gelangen. Über hügeliges Gelände – Esther hat jetzt Gelegenheit die Schaltung zu testen (und es funktioniert!) – gelangen wir wiederum zum Attersee nach Nussdorf wo wir für zwei Tage einkaufen! Warum! In Österreich ist morgen ein hoher kirchlicher Feiertag (sogar gesetzlich): Fronleichnam! Alle Geschäfte sind geschlossen.
Nun folgen wir dem Radweg an die Südspitze des Attersees nach Unterach. Jetzt ist es ein Katzensprung zum Mondsee. Wir folgen dem nördlichen Ufer des Mondsees und entdecken schon wieder eine vielversprechende Bademöglichkeit: Badeplatz Loibichl – Bei dieser Hitze gehen alle ins Wasser! Zur Ortschaft Mondsee ist es nicht mehr weit – da rasten wir und gönnen uns ein kühles Bier oder ein Johannisbeerschorle. Kurz nach Mondsee erreichen wir Tiefgraben wo sich das edle Landhotel Prielbauer befindet. Sehr aufmerksamer Empfang im Hotel – schöne Zimmer – gutes Essen (heutiger Fisch: Reinanke) – aufmerksame Gastgeber – Live-Musik (trio mit Tuba) – was will man mehr?
Donnerstag: Ab 7.30 Uhr gibt’s Frühstück – frische Früchte, Käse, etc. bereichern das Buffet – in diesem Hotel alles sehr schön angerichtet! Gestärkt starten wir unsere Radfahrt!
Wir fahren nordwärts Richtung Irrsee – nach ca. 3 km Aufruf zum Halten! Was ist passiert? Barbara hat auf dem Gepäckträger von Werner ihre lose abgelegte (bzw. vergessene) Dokumententasche entdeckt! Wow – Glück gehabt, dass Werner schön gesittet jede Kurve erschütterungsfrei gefahren ist! Wir erreichen den Irrsee und folgen dem westlichen Ufer. Da der See schon zu Ende ist melden sich schon frühmorgens die Wasserratten – es darf kein See verpasst werden! So ist es! Also baden, und zwar am nördlichen Ufer – wiederum ein sehr schönes Standbad.
Dann über hügeliges Gelände nach Köstendorf und knackigem Aufstieg nach Schleedorf – uff – jetzt haben wir uns die Erfrischung im Biergarten gleich neben der Kirche verdient! Schleedorf übrigens ein hübscher Weiler mit charaktervollen Häusern – sehenswert! Nach einer zügigen Abfahrt Richtung Ortschaft Mattsee erreichen wir den gleichnamigen Mattsee! Da beschlossen wurde den Mattsee auch gleich im Uhrzeigersinn zu umrunden, fahren wir weiter! Wo bleiben Monika, Ernst und Esther?
Wir halten – Esther teilt telefonisch mit, dass eine Amerikanerin in der Abfahrt gestürzt sei! Nichts Schlimmes, aber Monika sanitätsmässig ausgerüstet leistet erste Hilfe und Betreuung. Werner fährt zurück und wir warten!
Irgendwann fahren wir dann weiter – um einer gröberen Steigung auszuweichen, stellen wir fest, dass einige Biker einen direkteren Wanderweg wählen. Gesehen und kopiert – etwas holprig, aber OK. Wir erreichen den Gasthof Mitterhof etwas ausserhalb von Mattsee. Der Gasthof eher bescheiden, dafür mit eigenem kleinen Privatstrand. Nochmals baden ist jetzt erst recht ein Genuss!
Zum Essen: Fisch haben sie keinen – also Zigeunerspiess – Wein haben sie nur noch etwa ein und 2/3 Flaschen! Man darf auch mal bescheiden sein.
Freitag: Heute geht’s zurück nach Salzburg! Kaum vom Hotel gestartet meldet Vreni einen Platten – das fängt ja gut an! Gut haben wir den Bordmechaniker dabei – Reto unterstützt von Praktikern flickt den Schlauch innert nützlicher Frist! BRAVO!!! Nun zurück nach Mattsee und über Seeham Umrundung des Obertrumer See. An der südlichen Spitze bietet sich uns die letzte Badegelegenheit (Standbad Oitner), die wir natürlich wahrnehmen. Kaffeepause und kleiner Snack. Anschliessend in flotter und leichter Fahrt über Mödlham, Trainting nach Anthering wo wir am Waldrand unser Picknick geniessen. Die Fahrt führt uns über schattige Waldwege nach Salzburg zum Vermietungs-zentrum wo wir unsere Räder abgeben können. Mit öV ins Hotel harry’s XL und Bezug der Zimmer!
Fazit: In 6 Velotagen haben wir immerhin rund 280 km abgespult und in der vermeintlich flachen Seenlandschaft 2800 Höhenmeter bewältigt!
Gemeinsam begeben wir uns mit öV in die Altstadt von Salzburg – sehr heisser Tag – sehr viele Leute – praktisch keine Plätze in den Biergärten für 11 Personen. Fazit: wir ziehen direkt zum vorgesehenen Restaurant TRIANGEL wo wir sowohl den erfrischenden Umtrunk und anschliessend unser Nachtessen einnehmen! Was gibt’s? Original Wienerschnitzel, d.h. vom Kalb! Und es war exzellent!
Samstag: Am Frühstücksbuffet wimmelt es von Leuten – offensichtlich ist ein Reisebus mit Amerikanern im Hotel – so nach der Tonalität zu beurteilen. Das Durchschnittsgewicht bei Mann und Frau dürfte geschätzte 100 kg betragen! Deshalb sehr eng an der Kaffeemaschine und in jeder Ecke – Süssigkeiten sind bald unwiderruflich abgeräumt! Da erscheint unsere Gruppe rank und schlank!
Um 10 Uhr hat Werner eine Stadtführung bestellt. Frau Schneeweiss erscheint in einem blauen Kleid! Im Hinterhof eines Gebäudes stehen wir im Schatten damit wir aufmerksam zuhören können, denn auch heute ist es sehr heiss! Ihren Vortrag zu wiedergeben ist ein Ding der Unmöglichkeit, spricht doch die Dame ohne Punkt und Komma. Die in einer Klarsichtmappe mitgeführten Bilder werden ohne erkennbare Reihenfolge präsentiert und ob man wirklich sieht, was sie zeigen möchte ist mehr oder weniger Glückssache. Für alle Interessierten empfehle ich deshalb Wikipedia „Salzburg“. Interessant jedoch war der Besuch des Doms zu Salzburg mit dem Organist, welcher uns mit seinem Spiel mehrere Orgeln zu Gemüt führte.
Nachmittag zur freien Verfügung – am Abend Nachtessen im hoch gelegenen Restaurant „Steinterrasse“ mit eindrücklicher Aussicht auf die rechte Altstadt. Erwähnenswert sicher das originelle Dessert: SESAM MILLE-FEUILLE (Sesam-Mousse, Marillen-Tartar, Minze, Blätterteig).
Auf zum Schloss MIRABELL, wo uns ein Konzert – vorwiegend Mozart – erwartet! Ich zitiere aus dem Programm: „Das Verhältnis von Wolfgang Amadeus Mozart und seiner Familie zum Schloss Mirabell, insbesondere dem prächtigen Marmorsaal und dem umliegenden Mirabellgarten, war von grosser Bedeutung während ihrer Zeit in Salzburg“. Für uns also eine Ehre hier sein zu dürfen. Wir geniessen das Konzert welches eindrücklich geprägt war von der leidenschaftlichen litauischen Solistin Kamile Kubiliute. Die Zugabe – ohne Angabe des Komponisten – begeistert alle und wirft Fragen auf? Was war das für ein Stück? Wer könne der Komponist sein? Unterschiedlichste Vermutungen machen die Runde! Als die Musiker auftauchen ist das Rätsel gelöst: Musik aus dem Film Pulp Fiction 1994! Wie oft in solchen Situationen: alle Vermutungen lagen gründlich daneben!
Sonntag: Alles gepackt – bezahlt – bereit für die Heimreise. Heute fahren wir über Buchs SG nach Hause. Pünktlich oder nicht? Wir lassen uns überraschen. Monika und Martin bleiben noch einen Tag länger und fahren dann mit ihren Velos nach Königsee! Wir kaufen noch ein und begeben uns auf den Bahnhof. Verzug bereits angekündigt! Ausfall der Klimaanlage in unserem Wagen bei diesem sommerlichen Wetter soll vorkommen? Schliesslich treffen wir um 16 Uhr zu Hause ein!
Ein grosses Dankeschön unserem bewährten Tourenleiter Werner und dem Co-Leiter Reto für die umsichtige Tourenleitung und Pannenhilfe. Wir verbrachten neun tolle Tage!