Kunst erwandern

Text & Bilder: Silvia Droz

Passage – zwischen Natur und Kunst

Es hat Tradition, dass sich der SAC mit Kunst und Kultur auseinandersetzt, es gibt einen SAC-Kunstpreis, der regelmässig ausgerichtet wird und alle paar Jahre organisiert der SAC eine Kunstausstellung. Die diesjährige Ausstellung heisst PASSAGE und zeigt vom 6. Juli bis 12. Oktober 2025 zeitgenössische Kunstwerke auf dem Gebiet des Gemmipasses.

Am 31. Juli bin ich mit einer Freundin via Bern nach Kandersteg und von dort per Bus und Seilbahn zum Sunnbüel angereist. Die Gipfel rundum sind frisch verschneit und teilweise wolkenverhangen, ab und zu dringt die Sonne durch und taucht die felsige Landschaft in ein magisches Licht. Die Frage sei erlaubt, braucht es da noch Kunst?

Nach einer kurzen Stärkung im Restaurant ziehen wir los. Alle 13 Stationen sind beschildert und gut dokumentiert, eine Broschüre, die gleich bei der Seilbahnstation aufliegt, gibt eine Übersicht, wo sich die Kunstwerke befinden und stellt die Künstlerinnen und Künstler sowie deren Werke mit einem kurzen Text vor. Alle Informationen mit zusätzlichen Bildern findet man auch unter www.gemmi-passage.ch

Die Kunstwerke befassen sich auf unterschiedliche Art und Weise mit der Umgebung, sei es geschichtlich mit einem Bezug zur Bedeutung des Gemmipasses für den Warentransport oder mit der Elektrizität, die mit den vielen Strommasten die Landschaft prägt. Alle Werke sind sehr subtil platziert und werden nach Beendigung der Ausstellung keine Eingriffe in der Natur zurücklassen.

Wie in jeder Kunstausstellung, sprechen einem nicht alle Werke gleich an, einige haben uns aber durchaus dazu angeregt über unser Verhältnis zur Natur nachzudenken. Wir produzieren Strom mit Hilfe der Natur, wie würde unser Leben ohne Elektrizität aussehen? Wie sieht unsere Bergwelt in Zukunft aus, wenn es je länger je weniger Schnee gibt? Sind es dann nur noch einzelne Schneeflecken, wie sie Josef Loretan als weisse Kissen auf mehreren Bänken entlang dem Weg platziert hat?

Der Genfer Künstler Séverin Guelpa hat auf dem höchsten Punkt der Gemmipass-Route ein überdimensionales Regal aufgestellt. Er thematisiert damit unsere Warenströme und den Umgang mit den Ressourcen der Natur. Man muss nicht alles hinterfragen, manche Werke sind ganz einfach schön und setzen einen Akzent in der Landschaft wie das perfekte Steleneck von Lang/Baumann.

Zwei wunderbare Tage in einer faszinierenden Bergwelt, eine Übernachtung im Berghotel Schwarenbach mit einer vorzüglichen Bewirtung und angeregte Gespräche über Berge, Kunst, Gott und die Welt lassen für mich die Eingangsfrage wie folgt beantworten: es braucht keine Kunst in den Bergen, aber sie stellt einen Mehrwert dar, indem sie uns dazu anregt über vieles nachzudenken.