Grüsse von der Hundsteinhütte
Text: Moni Eberhard
Bilder: Moni und Helferinnen
Grüsse von der Hundsteinhütte – Sonne, Südafrika und Schimmel im Gemüseregal
Was für ein Sommer!
Schon mein erster Gast kam dieses Jahr nicht etwa aus dem Appenzeller Hinterland – sondern direkt aus Kapstadt, Südafrika. So darf eine Saison gern losgehen!
Und genauso bunt ging’s weiter: Gäste aus allen Ecken der Welt, kleine Abenteurer mit grossen Augen, entspannte Wanderer, neugierige Familien – und jede Menge gute Gespräche.
Am meisten freue ich mich immer über die leuchtenden Kinderaugen, wenn die erste Gämse entdeckt wird oder das Abendessen wie ein Festmahl gefeiert wird. (Übrigens – 9 von 10 Kindern sagen, dass sie noch nie soooo gut gegessen haben wie hier.)
Die Saison startete warm und sonnig, fast zu schön, um wahr zu sein – bis mich ein Wasserleitungsbruch im Juli etwas ausbremste. So etwas wünscht man sich ungefähr so sehr wie einen Schneesturm im August. Doch mit etwas Improvisation, einem Sondereinsatz von Niklaus und reichlich Humor haben wir auch dieses Kapitel gemeistert.
Und dann kam er – der Juliregen: drei Wochen Nebel, Regen und Kälte am Stück. Die Hütte hüllte sich in Wolken, und ich tauschte Wanderschuhe gegen Lappen, räumte Regale aus, sortierte Vorräte und gönnte mir zwischendurch einen kleinen Kultur-Ausflug nach St. Gallen.
Eines hat sich dabei wieder gezeigt: Ich habe einfach grossartige Gäste. Immer wieder gibt es jemanden, der mal eben Milch für uns holt oder leere Bierharassen und den Abfall bis zum Auto mitnimmt. Solche kleinen Hilfen machen im Hüttenalltag einen riesigen Unterschied – und wir sind jedes Mal sehr dankbar dafür.
Überhaupt habe ich in diesem Sommer ein riesiges Glück: Mit Luisa und Nina habe ich zwei fantastische Frauen an meiner Seite, die nicht nur mitanpacken, sondern mitdenken, mitfühlen und mitgestalten. Ohne sie wäre dieser Sommer nicht derselbe – danke euch beiden von Herzen!
Auch meine treuen Stammgäste aus nah und fern waren wieder da – wie jedes Jahr, egal ob die Sonne lacht oder die Hütte in Wolken liegt. Diese Begegnungen bedeuten mir sehr viel – sie zeigen mir, wie besonders dieser Ort für viele geworden ist.
Weniger besonders ist leider die Feuchtigkeit in der Hütte, die mich immer wieder herausfordert. Ein Umbau wäre wirklich dringend nötig – denn wenn Karotten, die gestern noch knackig waren, heute schon schimmeln, vergeht mir ehrlich gesagt ein bisschen der Appetit auf Abenteuer. Aber wie immer mache ich das Beste daraus.
Die Küche läuft trotzdem rund, das 4-Gang-Menü wird geschätzt, und viele Gäste verlassen die Hütte mit einem zufriedenen Lächeln (und vollem Bauch).
Natürlich steigen mit der Zeit auch die Erwartungen – und das ist in Ordnung. Denn auch ich entwickle mich weiter. Aber genau deshalb schätze ich es, auf einer charmanten Hütte wie dieser zu arbeiten: wo der Abend noch ein echtes Erlebnis ist, wo man zusammenkommt, redet, spielt, lacht, isst – und wo das Gemeinsame mehr zählt als das Vergleichen und Wetteifern.
Die Hundsteinhütte ist nicht perfekt. Aber sie ist echt. Und lebendig. Und mit meinen Gästen zusammen jedes Jahr ein kleines Stück mehr das, was sie sein soll: ein besonderer Ort, irgendwo zwischen Himmel und Gämse – und manchmal leider auch schimmelnden Karotten.
Herzliche Grüsse
Moni – Hüttenwartin der Hundsteinhütte