Langtaufers

Text: Georg Kramer und Laurids Hälg
Bilder: Teilnehmende

  1. bis 23. März 2025

Langtaufers

Donnerstag

Die lang ersehnten Skihochtourentage im Langtauferstal im Südtirol nahmen am frühen Donnerstagmorgen ihren Anfang sinnigerweise auf dem Parkplatz 4 im altbekannten St. Antönien. Diejenigen, die sich auf etwas dolce vita und Südtiroler Schmankerln gefreut haben, mussten sich noch etwas gedulden.

Die Zeitungen berichteten im Vorfeld lang und breit über den allgemeinen Schneemangel. Im Südtirol war die Waldbrandgefahr zeitweise deutlich höher als die Lawinengefahr. Ob es genug Schnee haben würde?

Beim Aufstieg zum Rietkopf wurde uns bewusst, dass der Schneemangel keine Fake-News waren. So überwanden wir die ersten Höhenmeter mit geschulterten Ski. Auf den nordseitigen Hängen jenseits des Riedkopfs ein völliges anderes Bild: Zum wolkenlosen Himmel gesellte sich traumhafter Pulverschnee. Fast schon kitschig.

Somit zog die gut durchmischte Gruppe eine schöne Spur zum Schollberg. Für den einen oder anderen schon ein erster Konditionstest. Die Abfahrt zum Berghaus Alpenrösli und nach einer kurzen Stärkung zurück ins Tal war hingegen für alle reinstes Vergnügen.

Die Fahrt in den Süden wurde fortgesetzt und nachdem wir uns nach der Fahrt durch den Vereina und das Unterengadin am Reschenpass mit Proviant eingedeckt haben, checkten wir im Hotel Alpenjuwel in Melag im hintersten Langtauferstal ein. Wirklich ein Schmuckstück, wo man sehr gut ein paar Tage südtiroler Gastfreundlichkeit mitten im Skitoureneldorado verbringen kann.

Unserem mitgereisten JO-Nachwuchstalent (und Co-Autor) Laurids fiel beim Anblick von all dem ungewohnten Luxus inkl. Wellnessbereich freilich fast die Kinnlade herunter. Darauf war der in sportlicher Hinsicht bestens ausgerüstete Laurids nicht vorbereitet. Er hatte sich auf einen Aufenthalt in einer spartanischen Hütte vorbereitet. So leistete er uns meist deutlich älteren Kameradinnen und Kameraden bei den festlichen Abendessen halt in kurzen Hosen und Adiletten tapfer Gesellschaft.

Die gute Gesellschaft, aber sicher auch die gute Weinkarte mit Südtiroler und Trentiner Spezialitäten trugen das ihrige dazu bei, dass die Abende trotz müder Beine sehr lustig waren.

Freitag

Am nächsten Tag sollte es dann doch ernst werden. Die Nacht war kurz und nicht nur das freundliche Hotelpersonal war noch schläfrig, als wir uns bei einem wunderbaren Morgenessen versammelten. Ein Jammer, dass wir nur wenig Zeit hatten, um das Buffet zu geniessen. Die Wetterprognosen verhiessen für den Nachmittag nichts Gutes. Ohne Verzug machten wir uns daher auf den Aufstieg zum äusseren der beiden Bärenbartkogel. Immerhin knapp 3’500 m hoch, unmittelbar neben der majestätischen Weisskugel und mitten in einer beeindruckenden Gletscherlandschaft. Dani Aegerter, unser ortskundiger Leiter, stramm voraus.

Für mich war das Erreichen des Gipfels ein grosser sportlicher Erfolg; viel mehr wäre nicht dringelegen. Mein Co-Autor Laurids hingegen hätte die Tour ums Leben gerne um ein paar hundert Höhenmeter verlängert und noch die Weisskugel bestiegen. Und ich vermute, auch Roger juckte es. Obwohl das Wetter viel besser als erwartet war, entschieden wir uns, die lange Abfahrt über den Gletscher gemeinsam zu unternehmen. Roger bewies dabei wieder einmal sein gutes Gespür für unberührte Tiefschneehänge, sodass bei der stiebenden Abfahrt keine Wünsche offen blieben. Gut, dass es die letzten Tage doch noch geschneit hat!

Nicht nur die Genussabteilung freute sich auf eine kleine Merenda und etwas Flüssigkeitszufuhr in der gemütlichen Melager Alm. Den Abend liessen wir mit dem üblichen Wellnessprogramm und einem 5-Gang-Menu ausklingen.

Die Berichterstattung über die nächsten zwei Tage übernimmt Laurids Hälg.

Samstag

Heute wollten wir das Hotelpersonal nicht noch mehr beanspruchen, als wir das am Vortag gemacht haben. Somit entschieden wir uns zum Ausschlafen. Um 7:30 Uhr ging es dann an das herrliche Morgenbuffet. Wir stärkten uns alle für den Tag, die einen mit einer normalen Portion und die anderen mit zwei normalen Portionen. Das Wetter war nicht so gut angesagt und so ging es bei leicht verhangenem Himmel durch das hinterste Langtauferstal zum Einstieg zur Falbenairspitze (3199 m). Das Wetter verbesserte sich und die Wolken verzogen sich. Die dadurch entstandenen Schattenspiele auf den verschneiten Berghängen machten die Aussicht vom Gipfel noch schöner. Nachdem wir die Schneedeckenstabilität ausführlich testen konnten, waren wir gut gewappnet für die Abfahrt im Pulverschnee. Weiter unten konnte die Sonne die gefrorene Schneedecke zu einer schönen Sulzschicht auftauen. Der letzte Abschnitt durch den Wald war wie Bobfahren. Nach einer lustigen und vielseitigen Abfahrt machten wir noch einen kleinen Abstecher in die Beiz. Nach einer kleinen Stärkung ging es wieder über die Loipe zurück zum Hotel. Dort genossen wir den Wellness-Bereich, um uns zu entspannen. Nach einem weiteren sensationellen 5-Gang-Menu gingen wir satt und zufrieden ins Bett.

Sonntag

Den nächsten Morgen gingen wir gemütlich an. Wir gingen wieder um 7:30 Uhr ans Morgenbuffet. Man könnte sich wirklich an so ein gutes Morgenessen gewöhnen. Nach dem Packen fuhren wir ins Rojental. Von dort aus machten wir die letzte Tour an diesem verlängertem Wochenende.

Unser ursprüngliches Ziel war der innere Nockenkopf, allerdings war die Bergflanke abgeblassen. So entschieden wir uns für eine nahegelegene, namenlose Erhebung. Auf dem Gipfel hatten wir einen wunderschönen Ausblick in das Engiadina Bassa und einen grossartigen Tiefblick ins Val d’Uina. Auch im Rojental konnten wir eine wunderschöne Abfahrt geniessen.

Und so geht eine tolle Zeit zu Ende. Zurück bei den Autos verabschiedeten wir uns voneinander und fuhren wieder nach Hause.